Trauma – was heißt das eigentlich?

Zunächst ist es mir wichtig, etwas Klarheit in den Begriff Trauma zu bringen- wird dieser doch in der heutigen Therapielandschaft teilweise sehr inflationär verwendet.

Sicher haben wir alle mehr oder weniger nachhaltige Prägungen in unserer Kindheit überstanden und vieles davon wirkt sich heute noch hinderlich auf unser Leben aus.

Bezüglich dieser Ereignisse ist der Begriff „Entwicklungstrauma“ entstanden.

Er beschreibt eher länger andauernde Situationen, die unser System seelisch und körperlich unter Stress setzen und uns daran hindern, unsere Kraft und unser Potenzial voll zu entfalten (bis ins Erwachsenenalter hinein).

Oftmals haben wir lange mit dem Erbe dieser Zeit zu kämpfen, das sich nicht selten in (Verlust-)Ängsten, starken Kontrollmechanismen, depressiven oder überaktiven Strukturen, Süchten und Widerständen gegenüber dem Fluss des Lebens an sich, ausdrücken.

Durch eine nachhaltige und gute therapeutische Begleitung gelingt es hier sehr häufig, alte und hinderliche Strukturen soweit zu lockern, dass ein bewussteres Leben mit neuen Wahlfreiheiten möglich wird.

Komplexer werden die Hindernisse, in Gesundheit, Kraft und innere Balance zu finden, wenn wir tiefsitzende Traumata erlitten haben, die uns ein- oder mehrmals, schlimmsten Falls dauerhaft, in absolute Ausnahmezustände versetzt haben.

So spricht man bei einem Trauma von einer tiefgreifenden seelische Verletzung, ausgelöst durch existentiell bedrohliche Erlebnisse, die unsere Reaktions- und Verarbeitungsmöglichkeiten komplett überfordern.

Sie sind verbunden mit extremer Angst und Gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigkeit und dem Betroffenen bleibt oftmals nur die Möglichkeit der Erstarrung („Totstellreflex“) oder der Dissoziation (Abspaltung).

Auslöser hierfür sind bspw. Ereignisse wie Unfälle, Gewalt, Missbrauch.

Je jünger ein Mensch ist, desto tiefer greifen diese Erlebnisse nachhaltig auf seelischer, körperlicher und geistiger Ebene ein und führen in der Regel zu einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Und diese ist lebensbestimmend, da die Geschichte Gehirn und Nervensystem soweit geprägt hat, dass ein Leben mit gesunder Selbstregulation in der Regel schlichtweg nicht möglich ist.

Das ganze System bleibt im Zustand des permanenten Stress und Überforderungsempfinden buchstäblich über Jahre hinweg in der Vergangenheit hängen und ermöglicht keinen normalen Spannungsabbau und Ruhemodus.

Mit sanften Methoden, die wir heute der modernen Hirn- und Traumaforschung zu verdanken haben, kann mittlerweile auch mit solch schweren Beeinträchtigungen, wieder ein leichteres Leben möglich werden.

Dazu gehören Bewusstwerdung der eigenen Geschichte und vor allem die Entlastung und „Entstressung“ des oftmals über Jahre auf Hochtouren laufenden Nervensystems, das sukzessive wieder in mehr Entspannung finden und somit endlich in der Gegenwart ankommen darf.